„Nicht der Paukenschlag, nicht der Körper, der da zerballert wird ist das Ding, sondern 
eher dieses Spiel damit, mit dieser Plattform.“ 
In dieser Woche beginnen in Berlin die Kunstmessen. Auf der renommiertesten, dem Art Forum, präsentiert die Galerie Arndt Werke von Ralf Ziervogel, der vor allem durch seine riesigen, präzis-filigranen Zeichnungen malträtierter Körpernetzwerke internationale Bekanntheit erlangte. Wir besuchten ihn vergangene Woche in seiner Atelierwohnung hoch über dem Strausberger Platz und sprachen über seine künstlerischen Einflüsse, Ressentiments sowie sein größtes, bis dato noch unrealisiertes Projekt - ein 120 mal 120 Meter großer Kubus auf dem Feld des Tempelhofer Flughafens:
We met Ralf Ziervogel, a Berlin based artist who will be presented in a solo show with Arndt gallery at Art Forum, and talked to him (in German) about his influences, resentments and his biggest, hitherto unrealised project - a cubus, measuring 120m x120m, on the field of Tempelhof airport:
Was werden deine Schwerpunkte bei deiner Arbeit für das Art Forum sein? 
Eigentlich wird es da total klassisch, denn es werden nur Zeichnungen werden. Also fast 
nur Zeichnungen. 
Jüngere Zeichnungen? 
Ganz neue, ja. Ich hab  irgendwann mal gesponnen, dass ich damit jetzt Schluss mache 
oder darauf keinen Bock mehr habe. Aber das Geile ist, ich wurde dann echt in Ruhe 
gelassen, und dann hat es sich von mir aus wieder ergeben, dass es eben nicht so ist. 
Obwohl es schon wieder losgeht und ich jetzt schon einen freiheitlichen Kotzkrampf 
kriege. 
Weil dein Galerist sagt, mach doch mal ein paar Zeichnungen, die sind einfacher 
loszuwerden als eine Installation? 
Es haben  schon Leute angerufen und haben gesagt, „Entschuldigen sie, aber die 
Zeichnungen sind einfach zu groß, ich hab so und soviel Platz, können sie die dann nicht 
mal so und so groß machen?“ Da dachte ich, krass, das gibt's wirklich? 
...wirklich ? Meine Wohnung ist so und so groß, über dem Sofa ist so und soviel Platz? 
Ja genau. Da habe ich geantwortet, kauf dir doch ne neue Wohnung. 
In deinem Werk ist eine enorme mediale Vielfalt erkennbar – du machst Zeichnungen, 
Skulpturen, Installationen bis hin zu Video und Text. Was steht für dich dabei am Anfang? 
Video, glaube ich. 
Hast du deine künstlerische Laufbahn damit begonnen? 
Ja, also was auch immer das heißen mag. Aber im klassischen Sinne, im Studium, habe ich 
nur Video verfolgt. Bis ich dann gemerkt habe, dass der Schnitt auch noch mal so und so 
lange dauert, und das Videos generell immer so ein bisschen komisch sind. Und dann noch 
gemerkt habe, dass das auch editiert wird. Es gibt ein gängiges Editionsformular für 
Videos, das so acht Seiten dick ist. Und auf so eine Bürokratie hab ich gar keinen Bock. Ich 
hab das gemacht, weil ich dachte ich gebe die Videos meinen Freunden. 
Deine Videos findet man ja mittlerweile auch bei YouTube. 
Genau, damit hab ich das dann auch gleich beendet. 
In deinem Video „Ohne Titel (Georg Baselitz)“ oder bei „Das Erste“ taucht  immer wieder 
eine Form der repetitiven Körpererfahrung auf –stellst du dich damit in eine Linie mit den 
Arbeiten aus den sechziger und siebziger Jahren, z.B. mit Bruce Nauman oder Vito Acconci? 
Ja, also genau da. Ich habe das immer nicht geglaubt, weil das immer so aufgedonnert ist, 
und dann in so komischen Megahallen, so White Cubes dann als stilistisches..., wie so ein 
Sodbrennen, wo man selber gar nichts mehr beisteuern kann, weil man so ein langweiliges 
Scheißleben führt. Dass man das eben aus einer ganz anderen Herangehensweise gemacht 
hat. Und mich hat interessiert mit diesen Videos etwas auszuprobieren, das Zähneputzen 
sind dann die obligatorischen vom Zahnarzt verordneten drei Minuten Zähne putzen. Das 
ist gesellschaftlich anders verankert. Aber die einzige Direktive war, Video kurz. Nicht so 
einen langatmigen Schrott, und wenn es repetitiv ist, dann ist es nur die eine Bewegung 
und die ist auch irgendwann zu Ende. 
Da gibt es meist nur eine „dokumentarische“ Einstellungsperspektive, das heißt du hast 
nicht mit Manipulationen gearbeitet, sondern die Kamera aufgestellt und deinen eigenen 
Körper gefilmt. 
Ja, aber es ist schon eine Mixtur, denn zum Beispiel die Einstellung mit dem Rücken und 
dem Spiegel ist  schon ein gängiges Film Noir Klischee. Ich habe schon drauf geachtet, dass 
es in diese Richtung geht, aber voll home-grown bleibt. Es muss immer so einen Pfad 
haben auf dem man sagt, der hat das doch eben vor fünf Minuten gemacht. Wo der
Wow-Effekt wegfällt.
Noch mal zu deinem Studium, du hast in der Klasse von Lothar Baumgarten an der 
Universität der Künste studiert - hat er dich künstlerisch beeinflusst? 
Künstlerisch nicht wirklich, weil mir das alles immer zu strukturiert und zu didaktisch war. 
Es war an dem Moment wo es hätte lustig werden können, wo es sich hätte auflösen 
können, trotzdem zu viel Überbau drin. Es war also schon gar nicht mehr so drin, davon 
loszulassen, deswegen hat es mich künstlerisch überhaupt nicht interessiert. Aber von der 
Haltung auf jeden Fall, weil man sich  selber etwas wert sein soll, damit man überhaupt 
irgendwas angehen kann. Also die Haltung.. 
…die Haltung als Künstler? 
Naja, nicht so ganz. Mehr so eine private Haltung. Das man auch schon mal drüber lachen 
sollte, aber in den Arbeiten kommt das  nicht so vor. 
Noch einmal zu deinen Zeichnungen – du bist  bekannt geworden durch deine sehr 
feingliedrigen, obsessiven, teilweise... ((Ralf fängt an zu lachen)) Warum lachst du?
Weil es überhaupt nicht obsessiv ist. Was stellst du dir darunter vor? Das man da völlig 
so... 
...das man sich in einen manischen Rausch versetzt..? 
Um Gottes Willen, null! 
Durch ihre Wirkung in der Größe und im Detail haben sie aber fast etwas von autistischen 
Stadtzeichnungen... 
Alles nur Sachen die es gibt und die grad voll Trend sind: Mindmapping, Zeichnung 
generell, Struktur, Abgleichungen, mathematische Sachen - da bin ich nur Fan von und in 
dem Moment kulminiert das, wird zu einer Werbefläche, die sich aber so langsam aufbaut, 
aus kleinen Elementen auf so einer zwei...; das stimmt  eigentlich auch nicht, eigentlich ist 
alles dreidimensional; also anstatt wie bei der Malerei über Schichten, zieht sich das bei 
mir einfach nur von einem Konglomerat ins nächste. 
Aber du hast nicht das große, leere Papier vor dir und weißt schon wie es am Ende 
aussehen soll? 
Nein. 
Wie fängst du dann an, liegt das Papier auf dem Boden? 
Genau, in New York hatte ich so eine Rolle Papier, das war immer nur wenig ausgerollt, 
mein Zimmer war so klein, dass ich es ohnehin nie richtig ausrollen konnte, aber das hat 
auch Sinn gemacht, weil ich dann keinen Überblick hatte. Ganz zum Schluss habe ich noch 
ein Element reingezogen, was alles wieder zusammen hält. Ich glaube die Zeichnung sieht 
am Ende doch sehr komponiert aus, aber das ist für mich  auch wichtig, weil sie, wenn man 
sie von weiter weg sieht, etwas Schönes haben soll. 
Das heißt es ist wie eine Collage, die nicht deshalb funktioniert weil du ein Konzept hast, 
sondern sie sich Stück für Stück zeichnerisch entwickelt? 
Ohne Vorzeichnung. 
Also spontan? 
Ja, komplett. Allerdings ist es nicht mehr spontan, weil ich  jetzt einfach weiß wie sich so 
handtellergroße Figuren verhalten und benutze sie als Spielfeld. Und dann kommt das eine 
neben das andere. Ich fange an mit der Outline der Figur, die sich irgendwie zu der 
anderen verhält, aber trotzdem gibt es da keine großartige Geschichte drin. Außer dass sie 
alle motiviert sind sich gegenseitig etwas anzutun. Das ist aber nur ein Motor um einen 
Energiefluss zu haben, und auch um in dem Bereich der bildenden Kunst mit „der hier 
macht so Fickzeichnungen“... eigentlich funktioniert es wie eine Werbeagentur, die kurz 
vorm Abkacken ist und noch mal versucht irgendwas zu reißen. 
Aber es gibt doch zumindest eine Konstante der Gewaltdarstellung – kann man da 
Parallelen zu Hieronymus Bosch sehen und zu seiner Idee Bestiarien zu nutzen um
„das Böse im Menschen sichtbar zu machen“? 
Boring. Bosch interessiert mich nur, weil er Collagen benutzt hat, weil er seine Sachen 
zusammengefügt hat aus Sachen, die es alle schon gegeben hat. Also eigentlich Warhol- 
like. Und das ist das einzige was mich daran interessiert hat. 
Das heißt du könntest eigentlich auch vom Comic ausgehen? 
Genau. Der Comic ist aber inhaltlich genauso uninteressant. 
Was ist denn als Quelle interessant? 
Es gibt natürlich ganz viele Schubladen, die man aufzieht, wenn man die Sachen sieht: 
Comic, Bosch, Hölle.. 
...die Göttliche Komödie... 
... genau, und Botticelli und so weiter. Was mich daran interessiert ist eher eine 
Gedankencollage, wo diese Stilmittel alle mit drin sind, von Höhlenzeichnung angefangen, 
und dann den Prozess auch wirklich eins zu eins zu zeigen. Weil die komische Art und 
Weise der Qualität der Arbeiten zieht sich in dem noch filigraner Werden zusammen. Als 
ob dieser Körper sich dann noch zu einer Landschaft auflöst. 
So wie in der Kartographie? 
Genau, und da gibt es so Grenzen wo es so surrealistisch wird. Wo man sich sagt, hier 
mache ich mal was irres. Aber das ist dann so kognitiv verankert, deswegen hasse ich auch 
Surrealismus, dieser Prozess muss dann auch wieder ausgelöscht werden. Wenn da was 
total am Vibrieren und Ausflippen ist oder wenn alle Körperhaare ausfallen, dann muss die 
Batterie angeschlossen werden, die das beeinflusst. Da muss dann daneben die Batterie 
gezeichnet sein, um zu zeigen, daher kommt es. Ohne das es ein Geheimnis ist. Das auch 
nicht zu sehr in so eine komische Spinnerei verwandeln. Die Kausalitäten müssen 
nachvollziehbar sein. 
Das heißt du richtest dich gegen eine Art von suggestiver Kunst, der man eine sublime 
Form von Schönheit vorwerfen könnte, wie bei Olafur Eliasson? Siehst du dich dann eher 
als Vertreter des postmodernen „Anything goes“? 
Nö, keine Einordnung. Bildende Kunst ist  total langweilig. Da finde ich ganz andere 
Themen viel wichtiger. Ich will einfach, dass man niemals sagen kann, „schau dir mal den 
Strich an“, ich finde das heute so viele Künstler, die ihr Leben lang so einen Hans Hartung 
Strich machen, so eine geschmackliche Aufladung bekommen, so von wegen „ah, das ist 
Kunst. Toll!“. Also genau das, genau wie wenn alles zu krass ist, und genau dann fängt der 
Moment an, wo ich sage „Oh Gott, ne.“ 
Kunst ist also langweilig, was interessiert dich dann? 
Alles. Da kann ich gar nicht sagen was das alles ist. 
Was interessiert dich denn für deine Arbeiten auf dem Art Forum? 
Aktien zeichnen, glaube ich. Also das ist ja alles gelogen. Alles bei dem ich mich 
festschreibe, oder wo mal ein Satz mit einem Punkt kommt, das ist von mir aus schon so 
gelogen, weil es nicht veränderbar ist. Das hat einen Endpunkt und dann fängt es wieder 
von vorne an und dann wird es gebrochen mit irgendwas anderem. Und das nur in der 
Zeichnung, ganz filigran, ganz klein, ganz wenig. Und ganz unauffällig. Nicht mit einem 
Paukenschlag, nicht der Körper, der da zerballert wird ist so das Ding, sondern eher so 
dieses Spiel damit, mit dieser Plattform. 
Aha. 
Nichts verstanden?
Ich hatte den Eindruck, dass es dir schon auch um Ordnungsprozesse geht, wie in deinen 
Texten, in denen du eine Gleichzeitigkeit abbildest. Du versuchst alles zu erfassen, wie 
etwa bei einem Google Earth Bild, und da sind deine Texte auch ganz nah an deinen 
Zeichnungen dran. Deswegen finde ich diesen Ordnungsaspekt spannend, der übrigens 
auch auffällt wenn man so in deine Atelierwohnung eintritt, wenn man so sieht wie du 
lebst. Wäre  das ein Thema, Ordnung im Chaos zu schaffen? 
Nö, das ist  genau das Gegenteil, wenn es hier so sauber und aufgeräumt ist. Wenn ich das 
in ein Hierarchieverhältnis setzen würde, dann würde man in einem bestimmten Moment 
total ausflippen und es dann alles per 90° exakt einordnen. Was das inhaltlich bedeutet ist 
sowieso schon klar. Aber die Ordnung schafft so eine Schärfe von Gedanken, die man auch 
braucht um etwas in Fluss zu bringen. Andererseits glaube ich, wenn das überhand 
nimmt...; diesen Aggregatzustand versuche ich zu erleben, oder etwas damit zu machen. 
Die Ordnung ist für mich nichts anderes, als dass ich den Gedankengang haben kann, 
okay, das ist jetzt alles ordentlich, wenn der Nachbar aber gegen die Wand ballert, dann 
gibt es eine bestimmte Vibrationsstärke, die sich verteilt und dann ist es nicht mehr 
ordentlich. Und dann bewegt sich auch noch die Erde, das ist  alles viel organischer als ich 
dachte. Aber im großen Sinne ist es dann wieder total kalt und ziemlich langsam. Und 
dann ist es wieder total bewegt und so weiter und so weiter. Also im Grunde ist das alles in 
dem Moment nur ein Akt. Das ist wie wenn man ein Maschinengewehr hat, dann ballert 
man rum und dann ist das Magazin leer und dann schmeißt man es weg. Das 
Maschinengewehr hat keinen Sinn mehr, also wenn diese Wohnung keinen Sinn und 
Zweck mehr hat, würde ich sie auch wegschmeissen, ich habe da keine emotionale 
Bindung. Da muss ich nicht noch hundert Jahre Staub wischen oder frisch renovieren. 
Du bist also nicht zwanghaft? 
Der Gedanke daran wäre es. Es gibt da eine psychologische Richtung, aber so weit gehe ich 
da nicht und das interessiert mich dann wieder nicht. In fünf Sekunden kann es hier so 
versaut aussehen. Andererseits wenn das alles wieder weg ist, dann hat man wieder einen 
klaren Blick. Aber je aufgeräumter es ist, da müssen nur zwei drei Sachen rumliegen da 
sieht es viel chaotischer aus als in einem richtigen Chaos. So ein Chaos wie bei Francis 
Bacon im Atelier finde ich total ordentlich. 
Wie stehst du zu Bacon? Sein Atelier ist doch das genaue Gegenteil zu deiner Wohnung. 
Aber auch sein Versuch Gewalt und Bewegung darzustellen, seine Verwendung des 
Amorphen – gibt es da Verbindung?
Also bei Bacon ist das  psychologisch. Ich sehe das als Reflektionsmasse. Die verschobenen 
Köpfe... Wenn ich an mir runter schaue, sehe ich  nicht meinen eigenen Kopf, das kann 
alles ich sein. Und humorvoll wird es wenn er den Paps malt, was dann horrormäßig 
aussieht, aber ich finde das ist das lustigste Bild was er jemals gemacht hat. Aber das ist 
natürlich alles ganz psychologisch gemeint. Ich hatte es immer so verstanden, dass eine 
Zeichnung eigentlich etwas vereinfachen sollte, wie wenn man jemandem den Weg erklärt. 
Und nicht noch etwas mystisches dazusetzt. Deswegen gibt es zwar quantitativ viel auf 
dem Blatt, aber am Ende sieht man schnell wie platt und völlig eindeutig das ist. Deswegen 
auch die Elemente des Comics. Das ist eine Darstellungsart die mir inhaltlich mehr liegt 
und auch die Hierarchie wieder auflöst. Denn eigentlich geht Comic  künstlerisch null, in 
Belgien sieht das wieder anders aus. Aber hier ist es so ein Stiefmütterchen. Aber gerade 
am Anfang des Buchdrucks gab es nur Comics, da war nix mit zwanzig Mal 
Kaltnadelradierung oder Tafelbild und so weiter. Das sind alles so Hierarchien, die sich 
geschmacklich aufladen. 
Ist das der Grund warum du nicht malst? 
Ich kann das auch nicht. 
Aber es interessiert dich  auch nicht? 
Doch, wie gesagt, mich interessiert alles. 
Du setzt dich in deinen Arbeiten auch mit Räumlichkeit auseinander, man muss sich 
teilweise niederknien um deine Zeichnungen erfassen zu können, sie werden Teil von 
Installationen – dieses Prinzip scheint in deinem Entwurf des "White Cubes", dem Würfel mit 
dem Titel "Ecce", den du auf dem Tempelhofer Flughafen bauen willst, zu kulminieren. 
In wieweit ist der Übergang in den öffentlichen Raum für dich wichtig? 
Ich finde  heutzutage sind allein schon die Begrifflichkeiten „öffentlicher Raum“, 
„Installation“ und so weiter, falsch, das ist doch völliger Scheiß. Wenn du eine Malerei 
irgendwo aufhängst, dann ist das genau so eine Installation. Da schaut man dann auch, 
„ach das hängt noch nicht so richtig“, es gibt für alles Maßeinheiten. Alles aus ästhetischen 
Maßstäben, die dann wieder gebrochen werden. Das sind alles Hürden, die mir immer 
sagen, „geht nicht, gibt's nicht“. Und dieser Kubus auf dem Flughafen ist für mich ganz 
klar wieder ein Körper. Ein Moment wo ein Körper in der Architektur, und anders sehe ich 
die Körper in den Zeichnungen  auch nicht, einfach anfängt zu vibrieren. Man kann jetzt 
noch nicht sagen wie es sich wirklich verhält, aber ich habe es statisch berechnen lassen, 
und es ist alles möglich. Bis zum Bau muss ich allerdings noch ein bisschen Geld 
verdienen. 
Und warum auf dem Tempelhofer Flughafen in Berlin? 
Das Ding braucht eine urbane Anbindung, sonst hat es etwas sakrales. Es braucht eine 
bestimmte Freifläche, bei der der Weg dahin nicht so sakral sein wird. Außerdem wird das 
sicher so aussehen wie ein gelandetes Paket, und das passt  zum Flughafen. An der 
Architekturgeschichte kommt man  auch nicht vorbei. Das ist auch ein Aggregatzustand 
zwischen Bauwerk und Skulptur. Und es ist auch noch eine Unverschämtheit, dass es ein 
Kubus ist, das ist  völlig durchdekliniert und durchgeballert. Aber nicht in der Form und in 
der Raumerfahrung. 
Der Kubus wäre leer? 
Naja, ich zeig das mal. ((geht Pläne holen)) Das ist eigentlich eine ganz einfache Struktur, 
ein Grid, aber es hat fünf Jahre gedauert bis wir eine statische Lösung für das Ding 
gefunden haben, obwohl es so einfach aussieht.. 
Hast du für den Entwurf mit Architekten zusammen gearbeitet? 
Ja, Chipperfield hat das finalisiert. Die Kopplungsstücke sind von Mero. 
Der Kubus ist hundert Meter hoch? 
Das ist das Innenmaß, außen ist es 120 mal 120 Meter. 
Und was befindet sich innen? 
Da ist ein losgelöstes Plateau aus Beton, das zehn Meter hoch ist. Man geht durch die 
Ecken in den Kubus, der außen und innen mit Gaze verkleidet ist. Das sieht von einiger 
Entfernung aus wie gemauert. Man geht also allein zehn Meter durch die Konstruktion, 
sieht das ganze Skelett. Es bleibt kein Geheimnis, sondern man sieht einfach alles. Es ist 
eine Mischung aus Versuch, Konstruktion und einem fertigen Bauwerk. Man geht über die 
Ecken und kommt dann über eine Rampe auf das Plateau auf dem trittfestes Moos 
installiert ist. Also ein organisches Material, das feiner ist als Gras. Es muss ein 
organisches Material drin sein, denn das Moos suggeriert schon, dass man nicht rennt und 
das es nicht nur eine Lagerhalle ist. 
In diesen Größenverhältnissen muss man sich recht mickrig fühlen...
Das Maß der 100 mal 100 Meter geht  vom Körper aus, das ist schon fast ein Klischee Maß, 
deshalb hab ich es gewählt, auch weil vieles darin teilbar ist. Das wichtigste ist, dass die 
Vorstellung nicht ausreicht. Das ist erst fertig, wenn das Ding steht. Das wichtigste ist  die 
Statik. Ich habe dafür mit Schlaich Bergermann und Partner zusammengearbeitet. Die 
haben Erfahrungen mit Hochhäusern in Shanghai und so weiter, da funktioniert mein Stift 
natürlich nicht. 
Wie weit bist du in der Planung? 
Ich habe vom Berliner Senat den Platz bis 2017 umsonst zur Verfügung gestellt 
bekommen. Und muss es jetzt einfach nur finanzieren. Es gab schon Investoren, aber 
mittlerweile sind die durch die Krise entweder pleite oder müssen in ihr 
Familienvermögen investieren. Aber ich will die Zeit jetzt nutzen das richtig anzugehen. 
Das kann ich auch nicht aus der Hand geben und ich kann da jetzt nicht so sein wie der 
Manager. Ich muss damit schon rumreisen und erklären, dass es was mit mir zu tun hat. 
Und aber nicht ein Mausoleum ist, sondern einen bestimmten Nutzen in der 
Wahrnehmung haben soll. 
Aber den sakralen Aspekt in diesem Projekt kann man  nicht leugnen. 
Das Moos würde dann  nicht anderes funktionieren als die ganzen Gottesbilder, da ist man 
auch sofort so, shhh, langsam, ruhig. Aber in diesem Fall würde es ein organisches 
Material verlangen. 
Es bekommt dadurch  auch etwas haptisches. Das ist eine andere Erfahrung als Beton. 
Eben, das ist wichtig, das ist keine Lagerhalle, das soll für sich stehen und ohne Erklärung 
funktionieren. Das Gebäude ist einfach da. Jeder Societyhype..., den wird es sowieso 
geben, aber das hat  nichts mit dem zu tun. Das ist das was die Gesellschaft darein spiegelt. 
Da will ich auch keinen Einfluss drauf nehmen, das interessiert mich auch nicht mehr. Da 
darf es auch keine Eröffnungsrede geben. 
Du kommst ja auch aus Clausthal Zellerfeld, aus dem moosgrünen Clausthal Zellerfeld... 
Naja, ich glaube im Harz ist, was Natur angeht, alles im Arsch. Wenn man da aufwächst, 
dann fragt man sich relativ schnell, warum steht eigentlich die Fichte neben der Fichte im 
neunzig Grad Winkel? Ach so, die haben  mal alles abgeholzt, das war früher alles 
Mischwald. Wenn man im Harz aufwächst, weiß man was Natur nicht ist, und dann kann 
man diese ganze Heinrich Heine Sache an jeden Baum nageln, aber es stimmt nichts mehr 
davon. Ich finde auch dadurch gibt es dort gar keine Mystik sondern nur Rotz und Ranz. 
Und deswegen auch so viele Drogensüchtige. 
Deswegen bist du nach Berlin geflüchtet? 
Nee, ich bin erst nach Göttingen, München, Köln und Hamburg. 
Und seit wann wohnst du hier? 
Seit 2000, mit Unterbrechungen. 
Schon recht lang... 
Ja, eine Dekade. Aber Berlin ist auch nicht prall. 
Was heißt das? 
Wenn man von hier raus schaut ((schaut aus dem Fenster auf die Karl-Marx-Allee)), dann 
ist es für mich der einzige Ort, wo ich noch merke, hier ist irgendwas urban. So wie andere 
Leute zur Beruhigung einen Baum anschauen, schaue ich mir die Großstadt an. 
Wie in deiner Zeit in New York?
Ja, wobei ich da auch enttäuscht war, als ich das erste Mal da war. Weil es dann doch 
relativ klein ist. Aber da find ich dann eher meinen romantischen Abgleich im Kopf, als nur 
Natur zu sehen. 
Also Berlin hat überhaupt keine Bedeutung für deine Arbeit? 
Nee, obwohl, ja doch schon. Aber... na ja, doch. Also ich meine, das kann man nicht 
verleugnen, das man hier seine Infrastruktur hat und hier  auch lebt. Aber, nee. Eigentlich 
hast du recht, kein Stück. 
Gibt es künstlerische Positionen in Berlin die du interessant findest? 
Ja, es gibt schon ein paar Künstler die ich interessant finde, im Abstand gesehen. Aber die 
Leute die ich kenne und deren Arbeiten ich auch schätze, deren Lebensinhalte, wie sie 
arbeiten, den ganzen Galleriescheiss, auch wenn ich nichts anderes mache, oberflächlich 
gesehen, das ganze Socialising, die Kuratoren... 
..Interviews geben? 
... genau, mit irgendwelchen Arschlöchern abhängen, sich abends in der Bar 3 besaufen, 
das ist mir alles gängig, aber ich versteh das überhaupt nicht wie man so sein Leben führen 
kann. Ich finde das ist alles voll vorbei, so ein Künstler ist eigentlich ein lächerliches 
Produkt. Gerade heute. Wo die Eltern sagen, „Junge, oder Mädchen, du kannst gut 
zeichnen“. Diese ganze siebziger Generation Eltern, deswegen gibt es auch so viele 
Künstler. 
Weil die alle pädagogische Eltern hatten... 
Genau, wo Mama und Papa eben nicht gesagt haben... 
...lern mal was ordentliches? 
...nee, das ist  eine Generation davor. Sondern, „also ich weiß es auch nicht, ich kann dir 
das ehrlich nicht sagen ob das...“ also die Künstler, das sind heutzutage eher so verwöhnte 
kleine Babies, die im akademischen Sinne irgendwann herausgefunden haben, „ach, da 
könnte ich  mal in die siebziger Jahre Presche springen, da gibt es ja noch so viele 
Kuratoren, die das total geil finden“. Wenn man sich die ganzen Ausstellungen anschaut, 
dann sind die alle von so elterngläubigen Kindern, die genau die gleiche Scheisse machen. 
Und für mich persönlich stinkenlangweilig und deswegen unerheblich. Langfristig 
sowieso. Außer einer kurzen geschmacklichen Aufladung, so „was? Haste von dem schon 
gehört? Geil, oder?“ Da möchte ich mich aber selber auch nicht ausnehmen. Sonst bleibt 
man  nicht im Gespräch.
Photo: Mary Scherpe
Interview: Jana Häckel
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Tuesday, October 5, 2010
Interview: Ralf Ziervogel
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